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Bei Bauarbeiten in Prora ist ein paragliderartig wirkendes Objekt aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) zufällig entdeckt worden. Dabei handelt es sich um ein maßstäbliches Modell des Schalendachs für Messe- und Kongresshalle Rostock.
In dieser Form blieb das Schalendach zwar ein Entwurf des Ingenieurs Ulrich Müthers (1934-2007), wäre aber zur Entstehungszeit mit der geplanten Größe von 93 Metern auf 103 Metern laut Angaben des Müther-Archivs der größte Schalenbau Deutschlands geworden.
Ein Mitarbeiter der Binzer Kurverwaltung hatte das zur Hochschule Wismar gehörende Müther-Archiv über den rund 3,5 Meter breiten und 3 Meter hohen, moosbedeckten Fund informiert. Anfang September 2020 wurde die Versuchsschale des VEB Spezialbetonbaus Rügen an das Müther-Archiv der Hochschule Wismar geholt.
Der „Spezi-Bau“, so die Abkürzung für „VEB Spezialbetonbau Binz“, hatte zusammen mit dem VEB Industriebaukombinat Rostock und dem Büro für Stadtplanung Rostock den Schalenbau für die Messe- und Kongresshalle in Rostock in den 70er Jahren geplant und berechnet.
Um die Schale konkret zu dimensionieren, wurden Belastungsversuche an GFK-Modellen durchgeführt, um Verformungen und Materialspannungen messen zu können. Diese modellstatischen Untersuchungen liegen dem Müther-Archiv der Hochschule Wismar ebenfalls vor und können nach Terminabsprache eingesehen werden.
Die rund 50 Jahre „Dornröschenschlaf“ sind an der Versuchsschale nicht spurlos vorübergegangen. Deshalb ist zunächst geplant die Schale umfassend zu reinigen und kleinere Schadstellen zu reparieren. Danach soll das Schalenmodell für Interessierte auf dem Campus der Hochschule Wismar ausgestellt werden.
Die Firma des Ingenieurs Ulrich Müthers, VEB Spezialbetonbau Binz auf Rügen, realisierte in der Deutschen Demokratischen Republik doppelt gekrümmte Beton-Schalentragwerke – kurz Schalenbauten. Dazu zählen auch der „Teepott“ in Warnemünde oder das „Ahornblatt“ in Berlin. Müther wird heute wegen seiner Schalenbauten in Fachkreisen auch als Repräsentant der architektonischen Moderne gezählt.
Sein Firmennachlass, darunter Modelle, Zeichnungen und Fotografien, wurde zeitweise in Prora gelagert, bevor dieser 2006, noch zu Lebzeiten Müthers, von der Hochschule Wismar übernommen und zum heutigen Müther-Archiv aufgearbeitet wurde. Weitere Informationen zum Müther-Archiv sind online bereitgestellt unterwww.hs-wismar.de/muether-archiv.
von Kerstin Baldauf, Pressesprecherin der Hochschule Wismar
02.10.2020 Allgemein
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